Menschen, Länder, Abenteuer

von Harald Scheuplein


Reisebericht Reunion

 

Sega-Tänzerin

Inhalt:

 Landkarte
 St. Denis
 Cirque de Salazie 

  Piton de la Fournaise 
 Cirque de Cilaos
 Jardin D’Eden

  Piton de Maido
  Sega 


Eine Reise nach Reunion ist ganz zweifellos eine Reise in die Tropen, wo nachts das Kreuz des Südens am Himmel steht, wo exotische Pflanzen, Tiere und Gerüche vorherrschen, wo die Sonne scheint und der indische Ozean gegen die Lavaklippen, Korallenriffe oder sanfte Sandstrände brandet.

Reunion, das ist aber auch der Flugzeugträger Frankreichs im indischen Ozean, Reunion gehört zu Frankreich. Die Landessprache ist französisch, das Zahlungsmittel der Euro. Mit Deutsch kann man sich nur schwer verständigen, genau wie in Frankreich. Aber zumindest in den Hotels wird Englisch gesprochen.

Landkarte
Und Reunion ist wirklich wie Frankreich. Da gibt es die kleinen Läden die Boulangerie, die Patisserie, den Supermarche und die kleinen Kaffees, wo man sein Croissant in den Cafe au lait eintauchen kann. Aber da ist auch der Einfluss der fremden Kulturen, um 1500 haben die Portugiesen die Insel entdeckt, danach waren die Holländer, die Franzosen und Engländer wechselweise die Herren der Insel. In der Sklavenzeit sind viele Schwarzafrikaner auf die Insel gekommen und haben sich bis heute mit den Indern, den Chinesen und den Ureinwohnern, den Madegassen vermischt. Herausgekommen sind die Kreolen, ein lebenslustiges und multikulturell offenes Völkchen, eben eine Insel mit den 1000 Gesichtern.

 

St. Denis
In 5 Tagen haben wir uns die schönsten Fleckchen der Insel angesehen. Da ist gleich im Norden der Küstenstreifen um St. Denis, der aussieht wie an der Mittelmeerküste Frankreichs. Die erste richtige Bergwanderung machen wir im Cirque de Salazie auf den Piton d’ Anchaing. Es geht  weiter entlang der Küste und wieder hinauf in die Kraterlandschaft des Piton de la Fournaise mit einer abenteuerlichen Wanderung. Im Cirque de Cilaos erleben wir bei schönstem Wetter die absolute Einzigartigkeit der Insel. Höhepunkt und Abschluss des Inselaufenthaltes ist der Cirque de Mafat wo wir beim traumhaften Sonnenaufgang die Wolken unter uns sehen.
 

Über Haarnadelkurven geht es von der Stadt St-Denis auf eine kleine Nachmittagsrundfahrt ins nördliche Gebirgsland der Insel. Wir erleben ein Klima wie im Süden Frankreichs, am Mittelmeer. Herrliche Pflanzen, Bouganville und Weihnachtssterne, so groß wie Büsche säumen die Strasse.

Entlang der Küste geht es vorbei an herrlichen Palmengärten umziert mit Bouganville und vorbei an dem, was schon immer den Reichtum der Insel ausmachte, dem Zuckerrohr. Auch heute noch ist er der Haupteinnahmefaktor der Insel, gefolgt natürlich von dem immer wichtiger werdenden Tourismus.

    

Cirque de Salazie

Bevor wir von der Küstenstrasse ins Gebirge zum Cirque de Salazie abbiegen sehen wir einen Hindutempel. Nachdem die Bevölkerung zu einem großen Teil aus Indern besteht, die nach der Sklavenzeit als billige Arbeitskräfte von den Engländern und Franzosen auf die Insel geholt wurden, sieht man natürlich auch deren religiösen Spuren, die Tempel. Leider durften wir nicht in das innere des Tempels, aber selbst die Fassade ist schon bewegend mit den Motiven aus Religion und Mystique. 

Es geht höher hinauf. Die Berge werden steiler und die vulkanischen Ursprünge der Insel sind deutlicher sichtbar. Entsprechend des tropischen Klimas gibt es natürlich viele Regenbfälle und damit auch viel Wasser, das irgendwie von den Bergen ins Tal muß.

Herrliche Wasserfälle säumen unseren Weg zu unserer ersten Inselwanderung im Cirque de Salazie. Haben wir am Anfang noch einen breiten gut beschilderten Wanderpfad, so wird dieser, je höher wir den Berg hinauf kommen immer steiler und glitschiger. Zum Schluss ist es kein Pfad mehr und wir kriechen noch durchs Gebüsch, bis wir endlich umkehren weil an ein Weiterkommen nicht mehr denkbar ist.

 

Auf dem Weg zurück zur Küste bleiben wir zu einem Kaffee in einem Bergdorf. Hier fallen uns zum ersten Mal die für die Insel typischen Häuser im Kreolischen Baustil auf. Kennzeichen des kreolischen Baustils sind die Spitzdächer und Spitzerker mit den Verzierungen am Rande.

Wir fahren die Küstenstrasse entlang nach Süden. Die barocke Kirche von St. Anne passt so gar nicht zu den sonstigen Kirchen und Tempeln der Insel. Hier hat sich ein Domherr aus dem Elsass verkünstelt.

Und dann sehen wir das Wunder von St. Rose. Bei den Vulkanausbrüchen von 1976 und 77, als riesige glühende Lavaströme vom Piton de la Fournaise über 50 km Entfernung bis hierher zum Meer geflossen sind, hat die Lava genau an der Kirche Halt gemacht. Rechts und links ist sie noch etwas am Gemäuer vorbei geflossen, ehe sie zum Stillstand kam. Seither heißt die Kirche Notre Dames de Laves. Ob das nun ein Fingerzeig des Himmels war oder nicht, die Popularität dieser Kirche wurde natürlich dadurch nachhaltig verstärkt.

Piton de la Fournaise

 

 

Am frühen Morgen machen wir uns auf, um den zweithöchsten Berg der Insel zu besteigen, den 2510 m hohen Vulkan Piton de la Fournaise. Man hat uns schon geraten, möglichst früh am Morgen auf den Berg zu gehen, da ab Mittag meist Nebel herrscht. Wir haben jedoch leider schon auf der Hinfahrt dichten Nebel. Alles wirkt gespenstisch.

Fahren wir zunächst noch in einer tropischen Vegetationszone, so kommen wir bald auf der Route du Volcan hinauf zum 14km durchmessenden Krater, an dessen Rand der Wanderparkplatz ist. Noch im Nebel machen wir uns auf den Weg zum Piton de la Fournaise. Wir haben dichte Wanderjacken an, alles wird feucht und nass. Aber gegen Mittag kommt überraschend die Sonne stellenweise hervor und verhilft uns zu einzigartigen Bildern.

   

Aus der Caldera erhebt sich der eigentliche Gipfel des inneren Vulkans. Nur auf  gut abgesicherten Fußsteigen und Treppen sind wir vom oben gelegenen Parkplatz in die ca. 300m tiefer gelegene Caldera hinuntergekommen.

Aus der Ferne grüßen der Grand Benard und der 3070m hohe Piton de Neiges, der höchste Berg der Insel

Endlich auf dem Gipfel. Wir können in den inneren immerhin 900m durchmessenden  Krater hineinschauen. Vom Westen kommt schon wieder Nebel auf. Bei klarem Wetter könnte man jetzt in der Ferne den Indischen Ozean sehen.

Wir machen uns auf den Rückweg. Wir sind uns nicht ganz sicher, wie schnell der Nebel wieder einfallen kann. Aber der Pfad ist alle paar Meter durch weiße Punkte gut gekennzeichnet, so dass der Rückweg auch bei Nebel keine Gefahr darstellt – vorausgesetzt man hält sich an die Markierungen. Es sollen schon Leute vom Wege abgekommen sein, die man später erfroren aufgefunden hat. Vorbei an der ungewöhnlichen Strickmusterlava geht es zurück an den Kraterrand. Ein letzter Blick auf den wieder im Nebel verschwindenden Piton de la Fournaise.

Nachdem wir trotz der Kälte schweißtreibend wieder über den steilen Kraterrand hinauf zum Parkplatz gestiegen sind, werden wir auf der Rückfahrt vom Piton de la Fournaise mit herrlichstem Sonnenschein belohnt. Jetzt können wir sehen, was wir am frühen Morgen im Nebel versäumt haben, eine richtige ausgedehnte Vulkanlandschaft. So stellen wir es uns auf dem Mond vor.

Ein letzter Blick in die Schluchten des Piton de la Fournaise und auf den indischen Ozean in der Ferne, dann fahren wir unserem nächsten Tagesziel entgegen.

Cirque de Cilaos
Kaum sind wir vom Piton de la Fournaise bis an die Küste nach St. Louis hinunter gekommen, geht es schon wieder auf einer steilen und engen Bergstrasse unserem Hotel im Cirque de Cilaos entgegen. Bei diesen Kurven sind wir froh, dass wir einen Kleinstwagen mit starkem Dieselmotor haben. Wir werden am anderen Morgen vom Vogelgezwitscher geweckt. Aller Nebel und Wolken sind weggeblasen. Der Blick auf die höchsten Berge der Insel ist frei. Wir machen uns auf zu einer Wanderung zum Col du Taibit.
 


Über dem Piton de Neige brauen sich dichte Wolken zusammen. Wir wissen nicht genau wie das Wetter wird, schlägt es um, gibt es Regen? Jedenfalls kehren wir um und kommen zurück nach Cilaos. Nachdem die Berglandschaft wirklich einmalig ist, setzen wir uns in unser Auto und fahren in diesem
Cirque de Cilaos noch zu einem anderen Bergdorf. Unterwegs genießen wir die einmaligen Aussichten. Und wir haben Glück. Das Wetter hält, die Wolken bleiben hoch oben und auch nur auf den Piton de Neiges begrenzt. 

Es geht an den alten Thermen vorbei, weiter auf schmalen Pfaden abwärts und immer am Steilhang entlang. Wir sind fast alleine unterwegs. Das Vogelgezwitscher begleitet uns. Wir sehen wunderschöne exotische Pflanzen. Eine fast handtellergroßen Spinne hat ihr Netz genau über unseren Pfad hoch oben zwischen den Büschen gespannt und wartet auf ihre Beute.
 

Wir kommen kurz vor dem Sonnenuntergang zurück an die Küste. Es ist die Westseite der Insel mit schönen aber auch gefährlichen Stränden. Die bis zu 3 Meter hohen Wellen branden gegen die Felsen.  Unser Hotel für diese Nacht liegt direkt am Strand, so dass wir den Sonnenuntergang in vollen Zügen genießen können.
 

Nach dem Aufstehen fahren wir weiter der Westküste entlang nach Norden. Bei St. Leu sehen wir dann junge Leute mit ihren Surfboards. Immer und immer wieder wagen sie sich hinaus, suchen nach der besten Welle um mit ihr wieder dem Strand und den Felsklippen entgegen zu surfen. Nicht immer ganz ungefährlich. Aber einen richtigen Surfer schreckt das nicht ab. No risk, no fun.

Ein paar Kilometer weiter besuchen wir den Jardin D’Eden, den Garten Eden. Hier sind auf kleinem Platz konzentriert fast alle Gewächse, die die Insel mit ihrem tropischen Klima bietet.

Jardin D’Eden

Ein paar Kilometer weiter besuchen wir den Jardin D’Eden, den Garten Eden. Hier sind auf kleinem Platz konzentriert fast alle Gewächse, die die Insel mit ihrem tropischen Klima bietet.

Es gelingt uns sogar, ein Chamäleon zu finden und zu fotografieren. Man muss zweimal hinsehen, um das kleine Tier zu erkennen. Es tarnt sich hervorragend mit der Farbe und Gestalt der Äste.

Piton de Maido

Nach dem Besuch des Garten Eden fahren wir wieder von der Küste weg, die schiefe Ebene hinauf bis zum Gipfel des 2280m hohen Piton de Maido. Wir sind über den Wolken. Im Westen sehen wir gelegentlich zwischen Wolkenfetzen die Kuppe des Grand Benard und den höchsten Berg der Insel, den 3069 m hohen Piton de Neiges.

Obwohl wir die Berge und das von ihnen eingeschlossene Cirque da Mafat nicht sehen können, hat sich die Fahrt zum Piton de Maido wirklich gelohnt. Wir stehen über den Wolken, die wie Wattetupfen in den Bergen hängen. Eine fantastische Stimmung. Über uns die Sonne und unter uns die Wolken.

 

Am nächsten Morgen, ganz früh, noch vor 6 Uhr, stehen wir auf. Ohne Frühstück steigen wir ins Auto und fahren wieder hinauf zum Gipfel des Piton de Maido, wo uns ein Sonnenaufgang der Extraklasse erwartet.

Sega

Nach Reunion sind viele Völker eingewandert, unfreiwillig aus Afrika, und freiwillig aus Indien und den europäischen Staaten. Das alles hat seine kulturellen Einflüsse hinterlassen und die Kreolen mit ihrer eigenen Sprache und Kultur entstehen lassen.

Hauptmerkmal der Sega sind rhythmische Musikinstrumente wie Trommel, Triangel und Gitarre. Kreisen der Hüften und manchmal nur allzu eindeutige rhythmische Bewegungen kennzeichnen diesen erotischen Tanz. Wir sehen zu und genießen.

In dieser kreolischen Mischkultur hat sich auch eine eigene Tanzform entwickelt, die Sega.